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Der Nobelpreis – über ein Jahrhundert im Zeichen der Innovationen
Der Nobelpreis ist ein Phänomen von globaler Reichweite. Wenn im Oktober die Preisträger bekannt gegeben werden, blickt die ganze Welt nach Schweden. Die Nobelpreisverleihung und das festliche Nobelbankett im Dezember werden ebenso aufmerksam verfolgt.
Gut zu wissen:
- Alfred Nobel (1833-1896) meldete im Laufe seines Lebens ganze 355 Patente an.
- Er stammte aus Stockholm, betrieb aber ein Innovationslabor in der Stadt Karlskoga bei Örebro.
- Der Nobelpreis belohnt jene Innovationen und Errungenschaften, die der Menschheit den größten Nutzen bringen.
- Die Bauarbeiten für das neue Nobel Center in Stockholm sollen 2027 beginnen.
Seit 1901 belohnt der Nobelpreis bahnbrechende Errungenschaften in den fünf Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden. Daneben gibt es den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, der 1968 von der schwedischen Nationalbank gestiftet wurde. Wie es Alfred Nobel (1833-1896) in seinem Testament niedergeschrieben hat, sollen jeweils diejenigen belohnt werden, die im Vorjahr „der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben“. Statt von „Gewinnern“ spricht man bekanntlich von Preisträgern. Zu den prominentesten Namen in der Nobel‘schen Ruhmeshalle zählen Albert Einstein und Mutter Teresa.
Eine kurze Geschichte des Nobelpreises
Doch wer war Alfred Nobel eigentlich? Der gebürtige Stockholmer ist als Erfinder, Unternehmer, Wissenschaftler und Industrieller in die Geschichte eingegangen. Durch seinen Vater, der als Ingenieur arbeitete und einige neue Maschinen entwickelte, kam er bereits in jungen Jahren mit schwedischen Innovationen in Berührung. Selbst erfand er 1867 den Sprengstoff Dynamit – und noch vieles mehr! Im Laufe seiner Karriere meldete er ganze 355 Patente an. Er schrieb aber auch Gedichte und Dramen, und seine vielfältigen Interessen spiegeln sich in den fünf Kategorien des Nobelpreises wider.
Um Innovationen zu fördern, die der Menschheit nützen, vermachte er sein gesamtes Vermögen einer Stiftung. Treuhänder sollten das Geld in „sichere Wertpapiere“ anlegen und den Zinsertrag zu fünf gleichen Teilen auf die Nobelpreise verteilen.
Jedes Jahr finden zwei Ereignisse rund um den Nobelpreis internationale Beachtung. Im Oktober erfolgt die Bekanntgabe der Preisträger: Von Montag bis Freitag wird täglich eine Kategorie vorgestellt. Während dieser besonderen Herbstwoche finden in Stockholm zahlreiche Parallelveranstaltungen statt. Das Festival „Nobel Calling“ zelebriert den Fortschritt in Sachen Wissenschaft, Literatur und Frieden mit Ausstellungen und Vorträgen.
Im Dezember steht schließlich die Nobelwoche im Kalender, die sowohl öffentliche Veranstaltungen als auch Events für geladene Gäste beinhaltet. Immer am 10. Dezember (dem Todestag von Alfred Nobel) wird im Stockholmer Konzerthaus (Konserthuset) die Preisverleihung abgehalten. Dabei erhalten die Preisträger in den Kategorien Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Wirtschaftswissenschaften ihre Auszeichnungen. Weil es Alfred Nobel so wollte, wird der Friedensnobelpreis in Oslo übergeben. Der Grund dafür ist nicht bekannt; zu seinen Lebzeiten waren Schweden und Norwegen in einer Union.
Die Nobelpreisverleihung 2018, Stockholmer Konzerthaus
Die Verleihung des Nobelpreises findet im Stockholmer Konzerthaus statt.
Foto: Alexander Mahmoud © Nobel Media
Der Nobelpreis in Kürze: So funktioniert die Auswahl der Preisträger
Die Organisation der Nobelpreise einschließlich des Auswahlverfahrens erfolgt nach den Vorgaben aus Alfred Nobels Testament. Je nach Kategorie dürfen gewisse Außenstehende – darunter frühere Preisträger, Universitätsprofessoren und Mitglieder diverser internationaler Organisationen – Vorschläge einreichen. Die Nominierungen für alle Preise sind ein gut gehütetes Geheimnis und werden erst 50 Jahre nach der Bekanntgabe veröffentlicht. Neugierige können das Archiv konsultieren, das sukzessive digitalisiert wird.
Folgende Organe treffen schließlich die Auswahl der Preisträger:
- Physik und Chemie: die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften (kurz KVA)
- Medizin (bzw. Physiologie): die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts in Stockholm
- Literatur: die Schwedische Akademie
- Frieden: das fünfköpfige norwegische Nobelkomitee, das wiederum vom norwegischen Parlament gewählt wird
Der Friedensnobelpreis kann übrigens auch an Organisationen gehen – im Gegensatz zu den restlichen Kategorien, die Einzelpersonen vorbehalten sind. Den Preis für Wirtschaftswissenschaften vergibt ebenfalls von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften.
Neben Anerkennung und Ruhm (manchmal über Nacht) bekommt jeder Preisträger eine Urkunde, eine 18-karätige Goldmedaille, auf der Alfred Nobel abgebildet ist, und ein Preisgeld. Dafür müssen die Preisträger aber noch etwas leisten, nämlich einen Vortrag halten. Meistens gehen diese Vorlesungen in den Tagen vor der Preisverleihung über die Bühne und sind zum Teil öffentlich.
Das Nobelbankett 2019, Stockholm
Jedes Nobel-Bankett hat ein besonderes Thema, das sich in den Blumendekorationen widerspiegelt. Das Geschirr wurde zum 90. Jahrestag der Nobelpreisverleihung entworfen und wird seitdem alljährlich während des Banketts verwendet. Das Porzellan wurde von Karin Björquist entworfen und die Gläser und das Besteck wurden von Gunnar Cyrén entworfen.
Foto: Clément Morin © Nobel Media
Kulinarischer Genuss beim Nobelbankett
Das jährliche Nobelbankett ist ein legendäres Fest. Nach der Preisverleihung im Stockholmer Konzerthaus erwartet die Gäste ein elegantes Dinner im Rathaus (Stadshuset). Das Gebäude mit dem markanten Turm wurde vom Architekten Ragnar Östberg entworfen und 1923 fertiggestellt. Das Nobelbankett findet im „Blauen Saal“ statt, der mit Säulengängen und einer eleganten Treppe an einen italienischen Innenhof erinnert und auf 1.500 Quadratmetern und mit 22 Meter hohen Decken viel Platz bietet. Der ist auch nötig, denn die Zahl der Gäste ist im Laufe der Jahre stetig gestiegen. Heute nehmen rund 1.250 Personen teil. Ein langer Ehrentisch mit 88 Plätzen zieht sich durch die Mitte der Halle, und zu beiden Seiten davon stehen Tafeln für je zehn bis 30 Personen.
Die Feierlichkeiten werden im schwedischen Fernsehen übertragen, und auch die Presse untersucht und bewundert jedes Detail – von den eleganten Kleidern bis hin zu den Gedecken. Auf die Tafeln kommen Tischtücher und Servietten aus der värmländischen Leinenweberei Klässbols sowie speziell für den Anlass entworfenes Geschirr von der schwedischen Designerin Karin Björquist (1927-2018). Im Jahr 1991 (zum 90. Jubiläum des Nobelpreises) hat sie das zeitlose Service für Rörstrand kreiert, das aus weißem Porzellan mit Goldrand und eleganten Farbakzenten besteht.
Das Menü für das Nobelbankett ist streng geheim, bis die Kellner feierlich die Teller hereintragen. Die Gerichte ähneln essbaren Kunstwerken und werden von Schwedens Spitzenköchen zubereitet, darunter Sayan Isaksson, Sebastian Gibrand und Klas Lindberg.
Das skandinavische Interesse an kulinarischen Innovationen prägt auch das Vier-Gänge-Nobelmenü: Die Köche setzen auf möglichst nachhaltige Küche und landestypische Erzeugnisse, darunter Maränenkaviar aus Kalix und im Wald gesammelte Pfifferlinge.
Zugegeben, in die Gläser kommen europäische Weine, aber die alkoholfreien Getränke stammen aus Schweden. So wurde beispielsweise schon bei einigen Nobelbanketten prickelnder Johannisbeersaft von der Kellerei Rudenstams Bär & Frukt (im småländischen Huskvarna) ausgeschenkt, der ganz ohne Alkohol auskommt.
Man muss aber kein preisgekrönter Forscher sein, um eine Kostprobe der erstklassigen Nobelküche zu erleben. Das Restaurant Stadshuskällaren im Rathaus serviert (als einziges Gasthaus der Welt!) sämtliche Menüs aus der Vergangenheit auf dem offiziellen Nobelgeschirr. Die Gerichte aus dem jeweils letzten Jahr gibt es immer freitags und samstags, ältere Menüs werden auf Anfrage zubereitet.
Ein weiteres kulinarisches Highlight ist das traditionelle Mittagessen im Bistro des Nobelpreismuseums. Es wird nur einmal pro Jahr angeboten (natürlich am 10. Dezember), wobei auch bloß 40 Gäste Platz haben. Du solltest also rechtzeitig reservieren, wenn du das Drei-Gänge-Menü erleben möchtest, das ganz im Stil des Nobelbanketts an einer langen Tafel aufgetischt wird.
Nobel Week Lights im Rathaus von Stockholm 2020
Während der Nobelwoche finden in Stockholm zahlreiche öffentliche Veranstaltungen statt. So auch die Nobel Week Lights.
Foto: Clément Morin © Nobel Prize Outreach
Sehenswertes und Events mit Bezug zum Nobelpreis
Das Nobelpreismuseum in der Altstadt ist der erste Anlaufpunkt bei einem Stockholmtrip auf den Spuren der begehrten Auszeichnung. Die Dauerausstellung stellt anhand von Gegenständen und Videos eine Reihe Nobelpreisträger und ihre Leistungen vor.
Das prestigeträchtige Bankett mag einer elitären Gästeschar vorbehalten sein – Royals, Preisträgern, internationalen Wissenschaftlern und etwa 200 glücklichen Studenten – aber man kann auch anderweitig mitfeiern. Während der Nobelwoche finden in Stockholm nämlich zahlreiche öffentliche Veranstaltungen statt. Wie beispielsweise die Nobel Week Lights, die in 2024 vom 7. bis zum 15. Dezember stattfinden. Dabei erhellen zahlreiche Lichtinstallationen die Stadt, die von Nobelpreisträgern und Innovationen inspiriert sind. Diese leuchtenden Kunstwerke wurden von Künstlern aus Schweden und darüber hinaus geschaffen und nutzen zentral gelegene Gebäude, Plätze und Museen als Projektionsflächen. Das Lichtfestival der Nobelwoche ist ein kostenloses und für alle zugängliches Kulturerlebnis in der dunkelsten Zeit des Jahres.
Ein musikalisches Highlight ist das alljährliche Nobelpreiskonzert zu Ehren der Preisträger (immer am 8. Dezember). Internationale Musiker von Rang und Namen spielen im Stockholmer Konzerthaus auf und Tickets sind für die breite Öffentlichkeit erhältlich. Wer einen Platz ergattert, genießt klassische Musik in Gesellschaft der Preisträger und ihrer Angehörigen. Oft kommen auch Mitglieder der schwedischen Königsfamilie.
Informativ ist außerdem der öffentliche Dialog während der Nobelwoche (Nobel Week Dialogue). Diese ganztägige Veranstaltung findet immer am 9. Dezember, jedoch abwechselnd in Stockholm und Göteborg statt. Bei freiem Eintritt lauschen die Besucher Vorträgen von Preisträgern und anderen Vordenkern (vor Ort oder digital).
Das ganze Jahr über kannst du außerdem den Park Vinterviken südlich der Stockholmer Innenstadt besuchen, wo Alfred Nobels ehemalige Dynamitfabrik steht. In dem ansehnlichen Backsteinbau ist heute ein gemütliches Café untergebracht.