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Eine Krebsparty im Freien. Mehrere Personen sitzen um einen Tisch versammelt und genießen Krebse. Sie tragen typische Partyhüte und stoßen mit Gläsern an.
Wallby Säteri, Vetlanda
An den Ufern des Skirö-Sees liegt das idyllische Landgut Wallby Säteri, das ausgezeichnete schwedische Küche mit internationalen Einflüssen serviert.
Fotonachweis: Sara Landstedt/Day Fotografi

Das schwedische Krebsfest 'Kräftskiva'

Die Krebsparty ist eine besondere kulinarische Tradition in Schweden. Wenn sich der Sommer langsam verabschiedet, beginnt hier die Zeit für Delikatessen aus dem Meer.

Im schwedischen Kalender finden sich einige kulinarische Höhepunkte, vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Das Krebsfest namens 'Kräftskiva' zelebriert Meeresfrüchte mit vielen Beilagen, Getränken und fröhlichen Liedern und liegt Schweden jeden Alters am Herzen.

Die Tradition reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als das Krebsessen bei den Royals in Mode kam. Hundert Jahre später wurden Krebse in Schweden auch in größerem Umfang verzehrt. Im 19. Jahrhundert gönnte man sich in gutbürgerlichen Häusern die sogenannte 'Kräftsupé' am späten Abend, wobei Schalentiere und alkoholische Getränke aufgetischt wurden. Im Stockholmer Grand Hotel heißt das elegante Krebsfest im August noch immer so.

Der Name 'Kräftskiva' (wörtlich 'Krebstafel') entstand in den 1930er-Jahren und verweist auf den mit allerlei Essen und Getränken gedeckten Tisch, der nun auch bei Ottonormalverbrauchern Einzug hielt. Spätestens in den 1960er-Jahren war der Brauch landesweit etabliert.

Die Saison für die schwedische Krebsparty beginnt Anfang August und dauert bis in den September hinein. Das hat historische Gründe: Bis 1994 war der Krebsfang von November bis Anfang August verboten. Die Fischer fieberten der Krebsfangeröffnung am jeweils ersten Mittwoch im August entgegen und feierten den ersten Fang mit der „Kräftskiva“. Heute gibt es diese allgemeine zeitliche Begrenzung nicht mehr, und auch die Krebse kommen nicht mehr nur aus schwedischen Gewässern, sondern werden zu großen Teilen importiert. Aber an Reiz hat die gesellige Tradition nichts verloren, und viele Schweden kosten bei einer ausgiebigen Krebsparty die letzten warmen Sommerabende aus.

Krebsfest

Krebsfest

Krebspartys sind eine jährliche Tradition in Schweden, bei der Menschen zusammenkommen, um Krebse zu essen und Zeit miteinander zu verbringen. Die Krebspartys finden normalerweise im August statt und markieren das Ende des Sommers.

Foto: Anna Hållams/imagebank.sweden.se

Die Krebse – der Mittelpunkt der 'Kräftskiva' in Schweden

Beim Krebsfest werden traditionell Süßwasserkrebse serviert: Flusskrebse ('Flodkräfta') und Signalkrebse ('Signalkräfta'), die in ganz Schweden in Seen und Flüssen vorkommen. Es gibt aber auch regionale Unterschiede. Vor allem an der Westküste, die reich an Meeresfrüchten ist, gehören Kaisergranate ('Havskräfta') auf den Tisch einer Krebsparty.

Schwedische Krebse sind in Supermärkten und an Fischständen erhältlich. Um die enorme Nachfrage zu befriedigen und einer Überfischung von Krebsen in schwedischen Gewässern vorzubeugen, werden zusätzlich Schalentiere aus China, der Türkei und den USA importiert.

Die nachtaktiven Krebse werden bei Dunkelheit mit Reusen gefangen, wobei kleine Fische als Köder dienen. Dafür muss man Berufsfischer sein, braucht einen Angelschein und muss sich an die regionalen Einschränkungen halten. Bloß im Vättersee dürfen auch Laien ihr Glück versuchen, allerdings nur an den drei Wochenenden, die auf den vierten Freitag im August folgen. Alles klar?

Wusstest du, dass Krebse eigentlich dunkelbraun sind – perfekte Tarnung am Meeresboden – und erst beim Kochen „erröten“? Ins Kochwasser kommen Salz, Zucker, Dill und eine Flasche Bier. Zum Krebsfest werden die roten Delikatessen zu ansehnlichen Platten aufgetürmt und anschließend kalt gegessen.

Kresbfest
Kresbfeste sind eine jährliche Tradition in Schweden, bei der Menschen zusammenkommen, um Krebse zu essen und Zeit miteinander zu verbringen. Die Kresbfest finden normalerweise im August statt und markieren das Ende des Sommers.
Foto: Anna Hållams/imagebank.sweden.se

Und was gibt’s dazu?

Die spätsommerliche Krebsparty ist seit hundert Jahren Teil der schwedischen Esskultur. Dabei geht es aber nicht nur um die leuchtend roten Schalentiere. Die Kräftskiva bringt Menschen zusammen und kann viele Ausmaße annehmen – vom gemütlichen Familientreffen bis hin zum Gourmetbüffet oder zu einer richtigen Fete, die bis spät in die Nacht dauert. Es ist üblich, dass Gäste Beilagen oder Desserts mitbringen, zum Beispiel Salat, Kuchen oder frisch gebackenes Brot. Auf Schwedisch heißt Mitbringparty übrigens 'Knytkalas', kurz 'Knytis'.

Was sind also die beliebtesten Beilagen für das schwedische Krebsfest? Denn von den Krebsen alleine wird man ja nicht satt, wenn man bedenkt, wie lange man herumpulen muss, um sich ein paar Gramm Fleisch in den Mund zu stecken. Cremige Pfifferlinge auf Toast sind ein Favorit, ebenso frisch gebackenes Brot mit Butter und Västerbottenkäse. Dieser aromatische Hartkäse, der aus der nordschwedischen Region Västerbotten kommt, geht sowieso immer. Bei der Krebsparty findet man ihn auch in der beliebten Quiche namens Västerbottenpaj.

„Ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied“ lautet das Motto, und du kannst dir vorstellen, dass es bei einer Kräftskiva gesellig zugeht. Zum Trinken gibt es Bier, Schnaps und Aquavit. Und wann immer ein Schnapsglas gekippt wird, stimmen die Schweden ein Trinklied an. Der Klassiker heißt 'Helan går', was übersetzt etwa bedeutet: Das ganze Glas geht runter!

Das traditionelle Fest der Krebse in Schweden hat sich mit der Zeit weiterentwickelt. Heute findet man auch vegetarische und vegane Beilagen wie Artischocken, die ähnlich wie Schalentiere zubereitet und gegessen werden, Tofu in Salzlake und Tomatenquiche. Weil sich die Schweden beim Essen um Bio-Produkte und Nachhaltigkeit bemühen, stehen – abgesehen von den importierten Krebsen – Zutaten aus der Region im Mittelpunkt.

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Krebsfest

Neben den Schalentieren zählen unsinnige Trinklieder und im Anschluss Hochprozentiges zu den wichtigen Bestandteilen des Krebsessens.

Foto: Tina Stafrén/imagebank.sweden.se

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Krebsfest

Krebsfest

Foto: Tina Stafrén/imagebank.sweden.se

Krebsfest

Krebsfest

Foto: Anna Hållams/imagebank.sweden.se

Krebsfest

Krebsfest

Foto: Tina Stafrén/imagebank.sweden.se

Tipps für ein gelungenes Krebsfest

Ganz wichtig bei einer Kräftskiva ist, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Ganz selbstverständlich schmücken die Schweden den Tisch mit alberner Krebsdeko, hängen kindliche Lampions auf und versehen sich selbst mit Papierhüten und Lätzchen. Zur Ausstattung gehören außerdem Servietten und für jeden ein Schälchen mit Zitronenwasser, um zwischendurch die Finger zu reinigen. Die Geräuschkulisse aus Zutschen und Singen macht das lustige Erlebnis komplett.

Nun zum Handwerk: Nimm einen Krebs und drehe ihn herum, sodass der Bauch nach oben zeigt. Dann schlürfst du die Salzlake heraus. Als Nächstes ziehst du mit einer Drehbewegung den Schwanz ab und extrahierst das Fleisch – den begehrtesten Teil des Tierchens. Dafür gibt es spezielles Besteck: eine Art schmalen Löffel mit einer winzigen Gabel am anderen Ende. Nimm dann die Schale am Rücken ab, um an die „Krebsbutter“ zu kommen – eine gelbliche Paste, die sich hinter dem Kopf befindet. Die Krallen knackst du mit einer Krebszange, um das letzte Bisschen des saftigen Fleisches zu erwischen. Wenn du kein spezielles Meeresfrüchte-Werkzeug hast, kommst du auch mit einer Gabel oder bloßen Händen zurecht.

Angeln von Krebsen

Angeln von Krebsen

In Schweden kommen Krebse in Seen und Bächen vor. Sie werden traditionell im frühen August gefangen.

Foto: Anna Hållams/imagebank.sweden.se

Hier kannst du Krebse genießen

Das Krebsfest wird in ganz Schweden gefeiert, aber im Gegensatz zu Mittsommer, wo ganze Dörfer um eine gemeinsame Stange tanzen, wird die Kräftskiva im kleinen Kreis zelebriert. Im südschwedischen Småland beispielsweise gibt es mehrere Anbieter, die mit dir zum Krebseangeln aufbrechen, dir die Kunst des Angelns zeigen und die den Fang samt Beilagen für dich köstlich zubereiten. Kenner des Geschmacks von Schalentieren kommen in Westschweden, nördlich von Göteborg, auf ihre Kosten bei einer der vielen Safaris. Hier sind beispielsweise Slipens Hotel, die Wetterinseln und das Hotel Norrqvarn am Götakanal gute Adressen für neugierige Feinschmecker.

Sogar die Hauptstadt Stockholm, die sich im August nach der Urlaubssaison wieder mit Leben füllt, bietet Besuchern kulinarische Höhepunkte. Das Hotel Royal Park verspricht in Zusammenarbeit mit Sternekoch Niklas Ekstedt eine unvergessliche Krebsparty im Hagapark. Weitere Tipps findest du auf einer Liste ausgewählter, hochwertiger Restaurants, die die Süßwasser-Krebse ab Anfang August auf ihren Menükarten führen. Die südliche von Stockholm gelegene Region Sörmland führt ebenfalls ausgesuchte Restaurants und Hotels auf, leider nur auf Schwedisch. Wenn du eine Krebsparty im privaten Rahmen erleben möchtest und noch keine Schweden kennst, kannst du Locals über Portale wie A slice of Swedish Hospitality (für die Region Skåne) oder Meet the Locals (für die Region Westschweden) kennen lernen.

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