Besuche Mälarpaviljongen an einem beliebigen Tag im Sommer und du wirst wahrscheinlich eine sehr gemischte Gruppe von Gästen antreffen. Kleinkinder spielen am kleinen Sandstrand neben den Gartentischen, während ihre Väter an einer Tasse Kaffee nippen und nervös nach ihrem Nachwuchs Ausschau halten. Ein paar Tische weiter genießt eine ältere Dame, vielleicht etwas älter als 80, ihr tägliches Mittagessen in dem üppig bewachsenen Garten im Schatten eines Olivenbaums. Noch ein Stück weiter auf dem Ponton, der sich in das Wasser des Riddarfjärden erstreckt, nippt ein Urlauber-Paar an einem Glas Rosé und tankt Sonne.
Mittendrin läuft Arto Winter kreuz und quer um die Tische herum, spricht mit den Angestellten und sorgt dafür, dass alles reibungslos abläuft. Er und sein Geschäftspartner Anders Karlsson betreiben hier seit 2004 ein Sommerrestaurant im Freien. Seitdem flattern die Regenbogenfahnen, das Kennzeichen des Mälarpaviljongen, stolz in der Sommerbrise.
Arto Winter betreibt den Mälarpaviljongen, ein beliebtes Restaurant in Stockholm, wo alle willkommen.sind Photo: Anna Hållams
„Wir vertreten dieselben Werte, für die die Regenbogenfahne steht. Wir heißen natürlich die LGBT-Community willkommen, aber auch deren Freunde und alle anderen, die sich in dieser Atmosphäre wie zu Hause fühlen. Die Regenbogenfahne schließt niemanden aus“, sagt er.
Wegbereiter für die LGBTQI-Community
Arto Winter kam selbst vor 30 Jahren aus Finnland nach Schweden. Damals war die schwedische Hauptstadt ein ganz anderer Ort als heute – sie war sicherlich toleranter als viele andere Länder zu der Zeit, aber die LGBT-Community hatte immer noch kaum Orte, in denen sie tagsüber offen Zeit verbringen konnte. Nach ein paar Jahren in seiner neuen Heimatstadt machte sich Arto Winter daran, das zu ändern. Er und Anders Karlsson eröffneten 1997 das Café Chokladkoppen in der Altstadt mit dem Ziel, eine neue Art Treffpunkt zu schaffen.
„Mich trieb ein starkes persönliches Engagement an. Als ich jung war, hatte ich nicht das Gefühl, mich outen zu können. Deshalb zog ich nach Stockholm“, erinnert er sich. „Aber der Stadt fehlte es an Treffpunkten für Homosexuelle während des Tages. Mit unserem Café wollten wir einen freundlichen, toleranten Ort für alle Gäste schaffen, aber auch eine tolerante Arbeitsumgebung.“
Ihr nächstes Projekt war das Restaurant Djurgårdsterassen. Arto Winter erinnert sich an einen Meilenstein im Sommer 2000, als der schwedische König Carl XVI Gustaf und Königin Silvia dem Restaurant einen offiziellen Besuch abstatteten und ihr Mittagessen unter den Regenbogenfahnen zu sich nahmen – ein kontroverser Schritt des königlichen Paares und ein Zeichen, dass sich die Zeiten änderten. Danach eröffneten Arto Winter und Anders Karlsson Torget, die erste Gaybar in Stockholm, die an sieben Tagen in der Woche geöffnet hatte.
„Wir waren eine Art Vorreiter. Torget hatte große Fenster, weshalb wir gewöhnlich sagten, dass wir die LGBTQI-Community ins Licht gebracht haben, raus aus dem Keller.“
Unternehmen mit einer Mission
Die umfassende Beliebtheit des Mälarpaviljongen zeigt, dass das Duo seit der Eröffnung ihres ersten winzigen Cafés in der Altstadt viel erreicht hat. Aber ihre Antriebskraft ist immer noch dieselbe. Sie nennen es „eine Geschäftsidee mit einer Mission“ und setzen um, was sie predigen. Vor sechs Jahren fing Mälarpaviljongen damit an, Asylsuchende einzustellen, die aus ihren Heimatländern wegen ihrer sexuellen Orientierung fliehen mussten.
„In Schweden darf man arbeiten, während man auf die Asylentscheidung wartet. Wir finden, dass es für jeden wichtig ist, einen Job zu haben. Dadurch wird man Teil einer Gemeinschaft“, sagt Arto Winter.
Zusammen mit einer Gruppe gleichgesinnter Menschen hat er auch The Rainbow Foundation gegründet, eine Organisation mit dem Ziel, weltweit LGBTQI-Personen finanziell zu unterstützen. Ihr Kapital stammt aus Spenden, aber auch ein Teil der Gewinne von Mälarpaviljongen – insbesondere aus dem Verkauf des restauranteigenen Roséweins – fließt zur Unterstützung an die Stiftung.
Eine offene Stadt
Wenn der Tag in den Abend übergeht, werden die bunten Lichter im Mälarpaviljongen angeschaltet, und an vielen Abenden spielen Live-Bands auf der Bühne. Die Familien mit kleinen Kinder sind nach Hause gegangen, und eine andere Menschenmenge bestimmt jetzt das Bild: Pärchen, die ein Abendessen aus Skagentoast oder Halloumi-Burgern im Freien genießen möchten, Gruppen von Freunden, die vor dem Abendessen für einen Drink vorbeikommen, und Partygäste, die auf der Suche nach einer spontanen Tanzrunde sind. DJs halten die Tanzfläche bis in die frühen Morgenstunden in Schwung.
Für Arto Winter zeugt diese lebhafte Szene von seiner Arbeit der letzten Dekaden.
„Stockholm hat sich seit meiner Ankunft stark verändert. Heute ist Stockholm Pride eines der größten Festivals in Skandinavien, und die Einstellungen haben sich spürbar geändert. Wegen der offenen Atmosphäre gibt es hier nicht viele Restaurants, die sich nur an Homosexuelle richten – stattdessen ist die ganze Stadt tolerant.“