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Mein Dank an das Jedermannsrecht
"Der Großteil meiner Abenteuer bei Roadtrips durch Schweden war möglich, weil wir das Jedermannsrecht haben, das uns freien Zugang zur Natur gewährt. Wenn ich auf meine 43 Lebensjahre zurückschaue, kann ich mich kaum erinnern, meine Freizeit nicht irgendwo draußen verbracht zu haben.
Wie viele meiner Landsleute habe ich frühe Kindheitserinnerungen an die Natur. Das Komische ist, dass ich mich nie richtig als Naturburschen gesehen habe. Meine Karriere als junger Pfadfinder endete nach gefühlten zwei Minuten. Nicht mein Ding. Auch in der “Mulleschule” gabs kein Zeugnis für mich. Dort gehen die Kinder in der Freizeit in den Wald, wo sie den ortskundigen Troll Mulle treffen. Das hat mich nicht sonderlich beeindruckt.
Zu Hause im Freien
Im Sommer 2016 habe ich eine Hütte im kleinen Ort Arild in Skåne gemietet. Meine geheime Mission: über die kilometerlangen Strände zu laufen, als eine Art Kopfreinigung. Ich wusste, Skåne ist der richtige Ort dafür. Ein paar Wochen später saß ich wieder im Auto. Diesmal ging es Richtung Norden: Schwedisch Lappland winkte. Es wurde ein legendärer Sommer mit dem Stoff, aus dem Outdoorträume sind. Mein Hund Otis war natürlich mit.
Ich habe keine Kinder, aber wenn ich meinen stolzen, drei Jahre alten Terrier über Pfade und durch üppige Felder flitzen sehe, kann ich mir vorstellen, wie sich elterliches Glück anfühlt. Die Zeit in der Natur gab mir eine neue Perspektive auf die Dinge, und ich startete als etwas besserer Mensch in den Herbst.
Ich könnte ewig weiterschwärmen, aber die schwedische Landschaft ist nicht immer romantisch. Erlebnisse sind anstrengend. Ich schwitze schnell und muss mein Shirt schon nach einer leichten Wanderung auswringen. Und das ist bloß das erste Level. Aber am Ende bleiben die glücklichen Erinnerungen.
Auf ins Grüne
Adrenalinsüchtige klettern im Winter über das Eis im Nationalpark Abisko. Pilzsammler schleichen im Sommer durch den Wald, auf der Suche nach Pfifferlingen. Oder die Angler: Sie nehmen sich einen Tag mit besonders „fischigem“ Wetter frei, belagern eines der vielen Flussnetze und kommen erst in den frühen Morgenstunden nach Hause, weil die Diskussion am Lagerfeuer mal wieder kein Ende fand.
Familien können sich eine Woche lang über dasselbe Flussnetz treiben lassen, unterwegs zelten oder unter einem Windschutz übernachten und den Kindern beibringen, wie man sich in der Natur benimmt. Naturmanieren – das ist eine grundlegende Fertigkeit, genauso wie Anstand in einem fremden Zuhause. Weniger anstrengend ist ein Picknick und das Blumenpflücken auf dem Weg nach Hause. Wer Glück hat, kommt an einem Holunderstrauch vorbei und erwischt ein Dutzend satte Büschel für hausgemachte Limonade.
Am dankbarsten für das Jedermannsrecht sind vielleicht wir Hundebesitzer. Bei uns in Schweden wird Bello nicht einfach an die nächste Hausecke geführt, um sein Häufchen zu machen. Nein, er darf sich auf eine zweistündige Wanderung durch Wald und Wiesen, Farn und Felder freuen, bei der er auf einer Koppel Pferde trifft.
Schließ die Augen und stell dir einen perfekten Tag in der Natur vor. Bist du auf einem einsamen Wanderpfad unterwegs, mit einem extra leichten Einmannzelt im Rucksack? Oder hast du deine Familie um dich und ihr baut ein Zelt mit einem großen Wohnzimmer? Ob kleine Freuden oder extremes Abenteuer, die Wahl liegt bei dir.
Was mich angeht, so bin ich dankbar für die Nähe zur Natur. Otis nickt zustimmend, dann döst er ein. Ich wette, er träumt davon, wie er seine neuen Hasenfreunde über die Felder jagt. Wenn ich dabei zuschaue, merke ich, dass wir alle Teil dieser Natur sind. Und du bist auch eingeladen."
Martin Genberg
Über den Autor Martin Genberg
Martin Genberg ist ein auf das Thema Reisen spezialisierter Autor aus Stockholm.
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