Kulinarischer Genuss beim Nobelbankett
Das jährliche Nobelbankett ist ein legendäres Fest. Nach der Preisverleihung im Stockholmer Konzerthaus erwartet die Gäste ein elegantes Dinner im Rathaus (Stadshuset). Das Gebäude mit dem markanten Turm wurde vom Architekten Ragnar Östberg entworfen und 1923 fertiggestellt. Das Nobelbankett findet im „Blauen Saal“ statt, der mit Säulengängen und einer eleganten Treppe an einen italienischen Innenhof erinnert und auf 1.500 Quadratmetern und mit 22 Meter hohen Decken viel Platz bietet. Der ist auch nötig, denn die Zahl der Gäste ist im Laufe der Jahre stetig gestiegen. Heute nehmen rund 1.250 Personen teil.
Die Feierlichkeiten werden im schwedischen Fernsehen übertragen, und auch die Presse untersucht und bewundert jedes Detail – von den eleganten Kleidern bis hin zu den Gedecken. Auf die Tafeln kommen Tischtücher und Servietten aus der värmländischen Leinenweberei Klässbols sowie speziell für den Anlass entworfenes Geschirr von der schwedischen Designerin Karin Björquist (1927-2018). Im Jahr 1991 (zum 90. Jubiläum des Nobelpreises) hat sie das zeitlose Service für Rörstrand kreiert, das aus weißem Porzellan mit Goldrand und eleganten Farbakzenten besteht.
Das Menü für das Nobelbankett ist streng geheim, bis die Kellner feierlich die Teller hereintragen. Die Gerichte ähneln essbaren Kunstwerken und werden von Schwedens Spitzenköchen zubereitet, darunter Sayan Isaksson, Sebastian Gibrand und Klas Lindberg.
Das skandinavische Interesse an kulinarischen Innovationen prägt auch das Vier-Gänge-Nobelmenü: Die Köche setzen auf möglichst nachhaltige Küche und landestypische Erzeugnisse, darunter Maränenkaviar aus Kalix und im Wald gesammelte Pfifferlinge.
Zugegeben, in die Gläser kommen europäische Weine, aber die alkoholfreien Getränke stammen aus Schweden. So wurde beispielsweise schon bei einigen Nobelbanketten prickelnder Johannisbeersaft von der Kellerei Rudenstams Bär & Frukt (im småländischen Huskvarna) ausgeschenkt, der ganz ohne Alkohol auskommt.
Man muss aber kein preisgekrönter Forscher sein, um eine Kostprobe der erstklassigen Nobelküche zu erleben. Das Restaurant Stadshuskällaren im Rathaus serviert (als einziges Gasthaus der Welt!) sämtliche Menüs aus der Vergangenheit auf dem offiziellen Nobelgeschirr. Die Gerichte aus dem jeweils letzten Jahr gibt es immer freitags und samstags, ältere Menüs werden auf Anfrage zubereitet.
Eine weitere Option ist das Bistro Nobel im Nobelpreis-Museum, das exklusives Nobel-Eis serviert. Bevor du dich hinsetzt, hebe deinen Stuhl hoch und finde heraus, welcher Nobelpreisträger ihn signiert hat.