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Jenny Ekdahl vor dem Oh Boy Hotel, einer tollen Unterkunft in Malmö
Jenny Ekdahl works as an industrial designer at Studio Stoft, Malmö.
Fotonachweis: Anton Olin

„Malmö sprengt die Grenzen schwedischen Designs“

Jenny Ekdahl ist die Industriedesignerin, die durch ihre eigenes Studio, Stoft, daran mitgewirkt hat, Malmö in ein selbstverständliches Reiseziel für alle Designinteressierten zu transformieren. Dies ist ihr Guide zu Malmös blühender Designszene.

In der Vergangenheit ist Malmö, die drittgrößte Stadt Schwedens, mehr mit dem Hafen und der Industrie assoziiert worden als mit Design. Aber wenn die Industriedesignerin Jenny Ekdahl über die neue Szene spricht, die sich gegenwärtig in ihrer Heimatstadt herausbildet, lässt man sich leicht von ihrer Begeisterung anstecken. Im Malmö des Jahres 2017 könne man die klassischen schwedischen Designwerte „leicht und minimalistisch“ genauso gut durch „experimentell und künstlerisch“ ersetzen – dank der überbordenden Kreativität in der Gründerkultur in Malmö, die den Eindruck entstehen lasse, dass denen, die den Willen und die nötigen Fähigkeiten mitbringen, alles möglich ist. 

Jenny Ekdahl beschreibt in leidenschaftlichen Worten, wie eine neue Generation von Designern auf gutem Wege sei, Malmö als selbstverständliches Reiseziel für alle Designinteressierten auf der Landkarte zu platzieren – denn die Stadt sprenge die Grenzen schwedischen Designs und erprobe neue Möglichkeiten, den Endkunden zu erreichen, ohne Umwege über unnötige Zwischenhändler zu nehmen. Dank ehemals leerstehender Räumlichkeiten mit günstigen Mietpreisen konnte die neue Generation von Designern leicht eigene Studios eröffnen und dadurch einzigartige Objekte direkt in ihren Ausstellungsräumen verkaufen, statt in eine Massenproduktion für Wiederverkäufer zu investieren. 

Und genau das findet Jenny Ekdahl am spannendsten, als sie nach den besten Tipps in Malmös neuer Designszene gefragt wird: die Möglichkeit, diese Kreativstudios zu besuchen und unter den Prototypen, Testobjekten und fertigem Design verborgene Schätze und einzigartige Objekte zu ergattern. Dies ist Jenny Ekdahls Guide zu Malmös aufregendsten Designstudios – und all den anderen Genüssen, die sich der designinteressierte Besucher nicht entgehen lassen sollte.


01. Einzigartiges Design in 3-5 Sekunden

„Jenny Norberg ist für die Designszene in Malmö unheimlich wichtig. Sie hat das renommierteste all der kleinen Studios in der Stadt, und sie ist außerdem wirklich gut darin, die Szene zusammenzuhalten, indem sie Designer für verschiedene Projekte in Zweiergruppen zusammenarbeiten lässt. Stilistisch zeichnet sich ihre Arbeit durch eine Kombination aus Brutalismus und Minimalismus aus, in der der Zufall oft eine wichtige Rolle spielt. Sie hat ein interessantes Projekt, das gewissermaßen einen Kommentar zur modernen Massenproduktion darstellt. Sie nennt es ‚3 bis 5 Sekunden‘, denn sie kreiert bei diesem Projekt in nur drei bis fünf Sekunden einzigartige Designobjekte. Glasscheiben werden zu Spiegeln und Tonklumpen zu Kerzenhaltern – in einem Prozess, den Besucher ihres Studios direkt vor Ort verfolgen können.“  

Jenny Nordberg, Regementsvägen 14 – geöffnet nach Vereinbarung.

02. Nacktbaden und eine herrliche Aussicht

„Ich bin keine Architektin, also kann ich eigentlich nicht viel mehr sagen, als dass dies ein wunderschönes Gebäude in wunderschöner Lage ist. Riberborgs Kallbadhus (Kaltbad) hat etwas ganz Besonderes. Die blassgrünen Farbtöne des alten Holzgebäudes mischen sich perfekt mit dem Graublau des Meeres und erzeugen einen friedvollen Ort, der kreatives Denken wecken kann. Hier kann man vollkommen frei sein – und sogar nackt baden, wenn man dazu Lust hat. Wem der Sinn nicht nach Baden steht, der kann stattdessen die Aussicht genießen auf die Öresundbrücke nach Kopenhagen zur einen Seite und auf den  Wolkenkratzer ‚Turning Torso‘ zur anderen.“

Ribersborgs Kallbadhus, Lilla Varvsgatan 14

Strand Ribersborg
Jetti Nr.4 am Ribbersborgs Strand, etwas außerhalb von Malmö. Photo: Jaque de Villiers/imagebank.sweden.se

03. Willkommen bei mir

„Natürlich würde ich mich auch sehr freuen, dich im Studio Stoft begrüßen zu können, wo ich mit meinen Mitstreitern Ola Nystedt und Joel Herslow zusammenarbeite. Unser Design ist an Geschichten angelehnt und legt den Fokus oft auf emotionale Formen, darauf, was in Menschen den Wunsch auslöst, Materialien und Objekte zu berühren und mit ihnen zu interagieren. Von allen unseren Projekten bin ich besonders stolz auf unseren Design-Anhänger Nomad, den wir in Zusammenarbeit mit einer weiteren in Malmö ansässigen Designerin, Kajsa Willner, gestaltet haben. Er ist ein mobiler Ausstellungsanhänger, der sich durch die Stadt bewegt und verschiedene Objekte lokaler Designer beherbergt, als ein Weg, die Produkte zum Endkunden zu bringen. Das Projekt ist ganz typisch für die neue Szene in Malmö, da es bei uns Designern in Malmö eine starke Bereitschaft gibt, auf diese Weise zusammenzuarbeiten.“

Studio Stoft, Nobelvägen 90 – geöffnet nach Vereinbarung. 

04. Grandiose Mittagessen in minimalistischem Ambiente

„Am Ende des Hafendocks befindet sich Malmös spannendstes Mittagessenrestaurant, das Saltimporten Canteen.  Hier werden klassische schwedische Gerichte frisch und modern interpretiert. Als Designerin gefällt mir auch das schlichte und minimalistische Ambiente, das auf elegante Weise das Industriegebiet einbezieht, und die großen Glasfenster zum Hafendock bieten einen herrlichen Meerblick. Es ist eine kreative Umgebung und sicherlich kein Zufall, dass viele Designer ihre Büros im selben Gebäude haben. So findet man hier zum Beispiel auch MKID, Milan Kosovic Industrial Design.“  

Saltimporten Canteen, Hullkajen, Grimsbygatan 24

05. Die Zukunft ist weiblich

„Butler/Lindgård ist ein weibliches Designduo, das Textilien designt und von Hand bedruckt. Die beiden arbeiten mit experimentellen Verfahren – zum Beispiel haben sie einmal mit einer mit nasser Farbe bedeckten Gruppe von Tänzern gearbeitet und das Ergebnis in Stoffe und Dessins umgesetzt. Wer ihr Studio besucht, kann ihre Arbeitsweise von der Skizze bis zu den fertiggestellten Drucken verfolgen, die dort auch käuflich zu erwerben sind – auf Kissen, Kleidungsstücken, Drucken und vielem mehr. Meine Lieblingskollektion ist ihre neue Kollektion ‚Skin‘, die ihre Inspiration aus Falten und anderen taktilen ‚Schönheitsfehlern‘ des menschlichen Körpers bezieht. Feminismus ist stets ein wichtiger Teil der Botschaft der beiden.“

Butler/Lindgård, Ehrensvärdsgatan 6 – geöffnet nach Vereinbarung 

06. Mit dem Drahtesel aufs Zimmer

„Ich habe noch nicht im Ohboy genächtigt, aber ich war ein bisschen an dem Projekt beteiligt, da ich mitgeholfen habe, lokale Designer zu finden, die die Innenausstattung übernehmen konnten. Am Ende waren es Lisa Hilland und Mats Theselius aus Malmö, die ein passendes Mobiliar für die Zimmer gestaltet haben, die perfekt an das Leben auf dem Fahrrad und einen nachhaltigen Lebensstil angepasst sind. Das Ergebnis ist fantastisch und die Lage ausgezeichnet, gleich neben der Skateanlage und nur fünf Minuten vom Hauptbahnhof Malmö entfernt.“  

Hotel Ohboy, Lilla Varvsgatan 24

07. Eine Kunstgalerie und eine Konzerthalle

„Malmös neue Konzerthalle, Malmö Live, ist nicht nur ein musikalischer Hochgenuss, sondern hat auch in puncto Architektur, Kunst und Design eine Menge zu bieten. Die wundervoll gestalteten Räume sind mit winzigen Präsentationsbereichen gespickt, in denen Objekte lokaler Designer und Künstler gezeigt werden. Sowohl Jenny Nordberg als auch Butler/Lindgård sind vertreten, und auch unser Designanhänger steht hier hin und wieder. Auch die Konzerthalle ist ein Kunstwerk an sich.“

Malmö Live, Dag Hammarskjölds torg 4

08. Fantastische Mode

„Trés Bien hatte eine Zeit lang zugemacht, um sich ausschließlich auf seinen Webshop zu konzentrieren, aber jetzt wurde das Ladengeschäft wieder eröffnet, in neuen Räumlichkeiten und mit einem neuen Konzept. Irgendwo habe ich gelesen, dass die Betreiber mit der Innenausstattung das merkwürdige Aufeinandertreffen von Malmö und internationaler Spitzenmode widerspiegeln wollten, genau wie die Kollektionen von Trés Bien auch immer mit Gegenteilen arbeiten. Das Sortiment des Geschäfts am Fersens väg 20 besteht hauptsächlich aus eigenen Designs, aber es gibt auch eine kleine Auswahl anderer Label und Designer. Die Leute kommen in Scharen hierher.“ 

Trés Bien, Fersens väg 20

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