Mode umdesignen
Ist es möglich, unsere Liebe zu schneller Mode zufriedenzustellen, ohne dass der Planet daran erstickt? Wenn du die in Borås tätige Modedesignerin und Nachhaltigkeitsverfechterin Anna Lidström fragst, lautet die Antwort „ja“ – aber es erfordere ziemlich viel Mut und Innovation. Hier spricht Anna über ihre Leidenschaft für Kreislaufmode und verrät Tipps zu den besten Second-Hand-Outlets im Umkreis ihrer Heimatstadt, die nur eine Stunde Autofahrt von Göteborg in Westschweden entfernt ist.
Anna Lidström liebt Mode – aber sie hasst leichtfertigen Konsum. Wie lassen sich diese zwei anscheinend gegensätzlichen Standpunkte im Zeitalter der schnellen Mode vereinen, wo die sozialen Medien ständig neue Outfits vorstellen? Nach nur zehn Minuten in Annas Gesellschaft wirst du verstehen, dass beides sehr wohl koexistieren kann. Die Designerin und Forscherin an der schwedischen Textilschule in Borås ist ein Ausbund an ansteckender Energie und einfallsreichem Styling, voller Tipps und Tricks, die sowohl Modeliebhabern als auch der Branche helfen können, ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren – und dabei modisch und rentabel zu bleiben.
Statt ständig neue Kleidung zu kaufen, rät sie dazu, mit Styling zu spielen: die Ärmel aufzukrempeln, den Blazer in der Taille mit einem Gürtel zu schnüren oder etwas zu tragen, das eine Größe zu groß ist, sind ihre drei einfachsten Tipps zum Verwandeln eines Outfits.
„Seit meiner Kindheit spiele ich mit Materialien und bin immer schon Second-Hand-Fan gewesen. Das war das Einzige, was ich mir leisten konnte, aber gleichzeitig wollte ich maximale Ausdruckskraft erreichen. Bei Stil geht es nicht um Geld“, erklärt sie.
In Richtung einer Kreislaufmode
Aus dem kleinen Mädchen ist inzwischen eine erwachsene Frau geworden, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Anna Lidström ist die Kreativchefin von Re:textile, einer Zusammenarbeit zwischen führenden schwedischen Modemarken und Science Park Borås, die mehr Kreislauf in die Modewirtschaft bringen will. Anna arbeitet mit Einzelhandelsketten wie Monki und Lindex, denen sie hilft, Kleidung zu recyceln und Wege zu finden, ihre Ertragsquellen aufrechtzuerhalten, ohne dem Planeten zu schaden.
Sie ist Absolventin der schwedischen Textilschule, dem führenden Institut für Modedesign und Textilforschung in Schweden, und arbeitet auch an ihrer Dissertation, die sich damit befasst, wie man aus vorhandenen Produkten neue machen und somit unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern kann. Sie bezeichnet die Methode als Umdesignen. In der Praxis bedeutet das, zu nutzen, was viele als „Müll“ betrachten würden, und seinen Wert zu steigern.
„Es gibt heute einen Überschuss von Produkten, die einfach irgendwo auf einem Haufen landen. Sie werden als unmodisch oder alt betrachtet – aber das sind sie nicht“, sagt sie.
„Meine Mission ist es, aus der Modewirtschaft eine Kreislaufwirtschaft zu machen. Produkte, die nicht verkauft wurden, oder Second-Hand-Produkte können zu neuen umgearbeitet werden – durch Besticken oder Bedrucken oder indem man sie auftrennt und daraus neue Kleidungsstücke näht.“
Das Hemd, das sie heute anhat, ist ein Paradebeispiel. Ein gestreiftes Herren-Oxfordhemd hat unter ihren Händen ein neues Leben erhalten und ist jetzt spielerisch mit Bananen bestickt. Anna demonstriert, wie einfach es sich auch als Halstuch tragen lässt. Auf die gleiche Weise könnten Unternehmen die von ihnen produzierte Kleidung wiederverwenden und für eine neue Saison umdesignen, anstatt Unmengen neue herzustellen. Aktuell arbeitet Anna zusammen mit Monki an einem Projekt, bei dem Kundinnen ermuntert werden, ihre alten Monki-Kleidungsstücke in eine Filiale zu bringen und mit neuen Prints wieder mit Leben zu füllen.
„In der Zukunft könnte zum Beispiel ein Shirt mehrmals verkauft werden. Im ersten Jahr im ursprünglichen schlichten Design, im zweiten mit zusätzlichem Druck, im dritten in einer neuen Farbe, im vierten als T-Shirt. Aber um dies tun zu können, muss man von Anfang an hochwertige Materialien verwenden.“
Zuhause im künstlerischen Borås
Obwohl sie ursprünglich aus Umeå in Nordschweden stammt, fühlt sich Anna heute in Borås zuhause, einer Stadt im Westen Schwedens, in die sie 2006 zog, um Modedesign zu studieren. Sie liebt ihre Arbeit an der Textilschule und kennt die besten Mode-Outlets der Stadt in- und auswendig.
„Das ist ein großartiger Ort für mich. Die Textilschule mit ihrem Inkubator-Labor ist voller Möglichkeiten und bietet eine Menge Know-how, Ressourcen und Raum für Experimente.“
Außerdem weiß sie zu schätzen, dass die Stadt einen immer stärkeren Fokus auf Kultur legt, mit einem ehrgeizigen Straßenkunstprogramm und der Modeszene als Highlights.